Brexit, Eurokrise, Flüchtlingssituation - die Zeiten, durch die Europa im Moment geht, sind stürmisch. Zitate wie „Ach, was die in Brüssel machen, das ist doch eh alles nur Mist!“ sind nicht gerade die besten Voraussetzungen, um bei den Wahlen zum Europaparlament im nächsten Jahr der Politikverdrossenheit entgegenzutreten.
Das Schicksal des Erbes visionärer Leute wie Jean Monnet und Robert Schumann liegt in den Händen der jungen Generation. Es liegt an ihnen, die Ideen der Gründerväter zu begreifen, mit Leben zu füllen und die „Gestalterrolle“ des Europas der Zukunft anzunehmen.
Aus diesem Grund begab sich die 10. Jahrgangsstufe der Montessorischule Berg mit viel Freude und Wissensdurst auf eine Europa-Tour, um Geschichte und Gegenwart der Europäischen Union genauer unter die Lupe zu nehmen. In Aachen, der ersten Station der Tour, ist Karl der Große, der den Einigungsgedanken Europas als erster aufgriff – seine Beweggründe waren sicherlich nicht allzu edler Natur - allgegenwärtig.
Das niederländische Maastricht, nur einen Katzensprung von Aachen entfernt, stellt mit den dazugehörigen Verträgen zur Regelung europaweiter Justiz- und Sicherheitspolitik sowie der Gemeinschaftswährung Euro, einen der Eckpfeiler des europäischen Einigungsprozesses dar.
Die Einladung der Europaabgeordneten des Wahlkreises Oberfranken, Monika Hohlmeier, stand als nächstes auf dem Programm. Brüssel, gerne auch als Hauptstadt der EU bezeichnet, geizte weder mit Sonne, noch mit Charme. Selbigen versprühte auch Frau Hohlmeier und veranschaulichte in legerer Runde den Schülern die Möglichkeiten der EU, aber auch die Schwierigkeiten, alle Anliegen der Mitgliedstaaten unter einen Hut zu bringen. Aufgrund der unterschiedlichen kulturellen Hintergründe einzelner Staaten wird oft das gleiche gesagt, aber nicht dasselbe gemeint. In diesem Fall wird Deutschland als zentral gelegener Staat in Europa oft die Rolle des Mediators angetragen. Nach dem gemeinsamen Abschlussfoto erkundete die Reisegruppe die zweisprachige Metropole Belgiens.
„Schengen“ – der kleine Ort steht mit seinen Abkommen sinnbildlich für „Europa als Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“. Das kleine Winzerdorf am Ufer der Mosel wurde als Unterzeichnungsort gewählt, da es im Dreiländerecke zwischen Frankreich, Deutschland und den Benelux-Staaten, den ersten Unterzeichnern des Schengener Protokolls, liegt. Eine Führung durch die sehenswerten Außenanlagen der Europagedenkstätte wurde mit einem Besuch des „centre europeen“ in Luxemburg Stadt abgerundet.
Straßbourg, der Sitz des Europaparlaments, war die letzte Etappe der Europatour. Das grenzübergreifende Miteinander von Deutschland und Frankreich, zweier Nationen, deren kriegsbelastete Vergangenheit als „Erbfeindschaft“ in die Geschichte einging, stellt eine der bedeutenden Errungenschaften der EU dar.
Auf der Rückfahrt in die heimischen Gefilde der Region Hochfranken schloss die Gruppe ihre Studienfahrt in Frankfurt, dem Sitz der Europäischen Zentralbank, ab und informierte sich über Binnenmarkt und Finanzwesen im europäischen Raum.
Erschöpft, aber mit ausgiebiger Erweiterung nicht nur des politischen Horizonts, kehrte man am Freitagabend von der 6-tägigen Tour mit dem Wissen zurück, dass in Europa eben nicht nur Mist gemacht wird, sondern die gemeinsame Gestaltung der Zukunft Europas eine notwendige und zugleich spannende Aufgabe ist.