„Welches Europa wollen wir?“ – Mit dieser Frage rannte das Team von Netzwerk Außenpolitik in Deutschland bei unseren Schülern offene Türen ein. Nachdem die Klassensprecher unserer 10. Jahrgangsstufe – Julius Riedel und Tim Baier – Außenminister Frank-Walter Steinmeier zur Präsentation der Europatour eingeladen hatten, meldete sich das Auswärtige Amt und lud Julius und Tim nach Berlin zur Diskussion über die zukünftige Gestaltung der Europäischen Union ein.
Wie im Anschreiben gewünscht, standen wir in aller Frühe auf und machten uns auf den Weg zur Unterwasserstraße 10. Dort angekommen, reihten wir uns in die lange Schlange von diskussionsfreudigen Teenagern zwischen 16 und 26 Jahren ein.
Nach Einlasskontrolle und Empfang sollten Zettel ausgefüllt werden, welches das schönste Erlebnis der Teilnehmer im Zusammenhang mit Europa war. Die Ereignisse aus Brüssel und Luxemburg wirkten hier noch deutlich nach. Eine weitere Frage bestand darin, dass die Jugendlichen ihre eigenen Wünsche an die EU richten konnten. Unisono erhofften sich beide eine bessere Aufklärung über die EU und ihre Institutionen.
Im Anschluss ging es ins Plenum und es wurde Platz genommen. Als „Vorgruppe“ trat eine Gruppe Studenten (…Name der Gruppe….) auf und lockerte die Stimmung mit mehreren Abstimmungsdurchgängen auf, wobei die Schüler Fragen zu Europa („Seid ihr für mehr Integration?“; „Ist eure Grundhaltung zu Freihandelsabkommen positiv?“) mittels roter und grüner Karte beantworten mussten. Erstaunlich ist, dass die Grundstimmung zu Freihandelsabkommen von der jungen Bevölkerung durchaus als positiv angesehen wird. Nach Ermittlung der allgemeinen Stimmungslage unter den 300 Teilnehmern aus allen europäischen Ländern wurden Arbeitsgruppen gebildet. Deren Aufgabe bestand darin, folgende Fragen künstlerisch auf einem Europagraffiti zu beantworten:
- Was kann man selber besser machen? - Wählen gehen!
- Welche Probleme gibt es in der EU? - Zu wenig Aufklärungsarbeit durch die EU.
- Was findest du gut an Europa? - 70 Jahre Frieden in Europa.
Nach getaner Arbeit nahmen die Teilnehmer wieder Platz und gemeinsam mit den Presseteams von N24 und dem ZDF begann das Warten auf Frank-Walter Steinmeier. Unter tosendem Applaus erschien schließlich der Außenminister, begleitet von seinem Stab an Mitarbeitern.
Er begrüßte das Publikum, betonte die Bedeutung von Europa und strich die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen, den Diskurs mit jungen Menschen, besonders heraus. Die Eröffnung der Diskussion oblag einer Pressesprecherin, bevor die ersten Mitredner auf die Bühne gebeten wurden. Unter ihnen waren unter anderem eine aus dem Nordirak geflohene Kurdin, ein Schüler der deutschen Schule in Athen und ein syrischer Flüchtling, der seit vergangenem Jahr in Deutschland beheimatet ist.
Entsprechend ging es auch um das Thema Flüchtlinge sowie die Aufnahme der Türkei in die Europäische Union. Hier erlebten unsere Schüler das diplomatische Geschick, das ein Außenminister mitbringen muss. Deutlicher wurde Frank-Walter Steinmeier bei der Frage nach Lösungsmöglichkeiten des Ukraine-Konflikts.
Sollten Vereinbarungen keine Gültigkeit besitzen, gilt es, die Sanktionen aufrecht zu erhalten. Jedoch nicht ohne zu erwähnen, dass es – wenn auch langsam – in die richtige Richtung geht. Generell nahmen die Schüler den Außenminister als besonnenen Diplomaten wahr, der stets bestrebt ist, alle Parteien mit ins Boot zu holen. Dies wurde besonders bei der Frage nach eine gemeinsamen europäischen Armee deutlich, die er unter der Bedingung, dass alle Mitgliedsstaaten sich beteiligen würden, eine gute Alternative darstellen würde.
Um allen Fragen beantworten zu können, war die Zeit zu knapp. Ein gemeinsames Foto mit dem Außenminister zu ergattern, war aufgrund der Menschenmenge um ihn herum schlichtweg unmöglich.
Nach der Auftaktveranstaltung mit Herrn Steinmeier in Berlin werden noch weitere Veranstaltungen in deutschen Großstädten zu diesem Thema stattfinden. Ob der „Stargast“ sich für diese Zeit nehmen kann, kann man sich kaum vorstellen.
Mit vielen neuen Eindrücken, politischer Horizonterweiterung und der Erfahrung, dass Politik ein weites, meist schwieriges Feld ist, traten die Schüler die Heimfahrt nach Berg an.